Was macht ein Verlag, wenn nicht unendlich viel Spielmaterial vorhanden ist? Er behauptet einfach das Gegenteil! Als Beweis mein Lieblingszitat aus der Spielregel von MIT STIL ZUM ZIEL: „Schmuck ist unendlich vorhanden! Sollte der seltene Fall eintreten, dass nicht genügend Schmuck vorhanden ist, behelft ihr euch bitte mit eigenen Ringen, Ketten oder Zähnen.“ – Nennt mich ein zimperliches Weichei, aber ich möchte nicht dabei sein, wenn Opa heroisch seine Prothese aus dem Mund reißt, nur um der gesprengten Bank aus der Klemme zu helfen. Würg.
Was bringt MIT STIL ZUM ZIEL? Weitere Gebäudeplättchen, weitere Zivilisationskarten, eine fünfte Spielerfarbe. Aber vor allem: (unendlich vorhandenen) Schmuck als zusätzliche Währung. Einmal pro Zug darf man Schmuck gegen Baustoff tauschen (auch Baustoff gegen Baustoff), wobei die eigene Position auf der „Händlerleiste“ den Tauschkurs bestimmt. Dort kommt man vorwärts, wenn man zwei Figuren in der neuen Händlerhütte platziert.
Die neuen Gebäude werden teilweise oder ausschließlich mit (unendlich vorhandenem) Schmuck bezahlt. Vor allem aber dient Schmuck dazu, um Zivilisationskarten zu kaufen. Eine fünfte Karte rutscht ins Angebot und kostet drei Schmuck. Und wer will, darf für weitere drei Schmuck die Katze im Sack erwerben und eine verdeckte Karte vom Stapel hinzunehmen, bei der dann nur der Siegpunkt-Effekt gilt. Schmuck sammelt man im Wesentlichen bei der Jagd im Wald. Den Ertrag darf man sich nun in Nahrung und / oder Schmuck auszahlen lassen.
Was ändert das? Wenn Elemente hinzukommen, liegt die Annahme nahe, das Spiel dauere nun länger. Genau das ist bei MIT STIL ZUM ZIEL aber nicht der Fall. Die Tauschmöglichkeiten machen Besuche in der Goldgrube oder im Steinbruch fast überflüssig. Gebäudestapel lassen sich gezielter abbauen. Der ohnehin schon starke Run auf die Karten nimmt weiter zu. Beschleunigend wirkt überdies, dass nun noch mehr Karten jener Art im Spiel sind, die per Würfelentscheid allen Spielern einen Fortschritt schenken.
Dadurch verschieben sich die Gewichtungen. Man bevorratet sich weniger mit Baustoffen; Werkzeug wird unattraktiver. Wegen der Tauschmöglichkeit und verdeckter Karten sind die Absichten der Konkurrenz schwerer zu kalkulieren. Was daraus folgt, hängt von der Gruppenmentalität ab: Nach meiner Erfahrung wird STONE AGE jetzt zügiger drauflos gespielt. Man hat mehr die Qual der Wahl, welche von vielen attraktiven Möglichkeiten man bevorzugt, und rechnet weniger herum, wie viele Figuren wohl in den Steinbruch müssen, um exakt Gebäude X bauen zu können. Im Zweifelsfall gehen alle übrigen Figuren einfach jagen. Unendlich vorhandenen Schmuck kann man immer gebrauchen.
Wie viel Stil hat das? Mir gefällt das etwas fluffigere Spielgefühl (das sich allerdings noch nicht während der ersten Partie einstellt, wo man noch damit kämpft, den Sinn des Schmucks überhaupt zu verstehen), und die Erweiterung wird bei mir zum festen Bestandteil von STONE AGE.
Wer gerne thematisch spielt, wird nicht so zufrieden sein, denn STONE AGE ist vom Thema abgekommen. Die Idee war, Figuren in Goldminen, Lehmgruben usw. zu schicken, um mit den dort eroberten Materialien Gebäude zu errichten. Angesichts der vielen zusätzlichen Elemente ist dieser Ablauf inzwischen zur Notlösung verkommen und fühlt sich ein bisschen steinzeitlich an, während die alternativen Aktionen bereits in der Bronzezeit angekommen sind.
STONE AGE – MIT STIL ZUM ZIEL von Michael Tummelhofer für zwei bis fünf Spieler, Hans im Glück.
Sonntag, 16. September 2012
Stone Age - Mit Stil zum Ziel
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***** reizvoll
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1 Kommentare:
Mit Erweiterungen ist das ja immer so eine Sache... Aber bei Stone Age gilt: Nur noch mit Erweiterung!
Und für den Opa: Gibt es da nicht diese absolut sicheren Haftcremes?
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