Denke ich an GOA, denke ich an die „A-Karten“. So nämlich bezeichnete ich die Zusatzaktionskarten in meiner Fairplay-Rezension im Jahr 2004. Natürlich sind diese Karten nicht wirklich „A-Karten“ in dem Sinne, wie man den Ausdruck üblicherweise gebraucht (Wer es nicht weiß: „A“ steht für eine bestimmte Körperregion – die „Achselhöhle“).
„A-Karten“ in GOA sind nichts Negatives, sondern ganz im Gegenteil sehr starke und begehrte Karten, die zusätzlich zu den drei Aktionen pro Runde eine weitere Aktion spendieren, wenn man die Karte dafür abgibt.
Warum also die Bezeichnung „A-Karte“, wenn es doch offenbar unsinnig ist? Klare Sache: Weil es unsinnig ist! Auf den Karten steht ein dickes, fettes „A“, und für Spielmaterial absichtliche Falschbezeichnungen zu ersinnen, ist in meinen Spielerunden seit jeher ein beliebter Sport. Irgendwer und nicht notwendigerweise ich prägte den Begriff, und er blieb bei allen weiteren GOA-Partien haften.
Kurz nach Erscheinen meines Artikels interviewte ich den GOA-Autor Rüdiger Dorn, und zu meiner Freude hatte er tatsächlich davon gehört oder es sogar selbst gelesen, dass da irgendein Vogel seine schönen Zusatzaktionskarten derart verunglimpft hatte. So erzeugte man damals als Rezensent Aufmerksamkeit. Heute gibt es da noch ganz andere Möglichkeiten. Und nebenbei: auch ganz andere Vögel.
Um aber noch kurz beim Thema „damals“ zu bleiben: 1. Wir hatten ja nichts! (Sorry, das muss ich der Nachwelt immer wieder aufs Brot schmieren, sobald eins der Stichworte „damals“, „früher“ oder „tragische Nachkriegskindheit“ fällt. Brot hatten wir übrigens auch nicht.) 2. Die Erfahrung, dass man mich auf meine Artikel ansprach, gab mir damals das Gefühl, was ich schreibe, sei relevant. Glück gehabt: Es gab eben noch nicht so viel wie heute, was informationshungrige Menschen sonst hätten lesen können.
Heute findet man allein auf YouTube unzählige Rezensionen. Und das sogar schon wenige Tage nach Erscheinen des Spiels. Oder bei boardgamegeek findet man unzählige Noten. Sogar schon etliche Monate vor Erscheinen des Spiels. Wer heute noch einen antiquierten Blog wie REZENSIONEN FÜR MILLIONEN betreibt, hat eindeutig die A-Karte – aber als kleinen Trost auch immerhin die Million.
Ich schweife ab. Eigentlich geht es ja um GOA. GOA war nach DIE HÄNDLER VON GENUA das zweite Spiel von Rüdiger Dorn, das sich an erfahrenere Spieler:innen richtete, und festigte dessen Ruf als Hoffnungsträger für diese Klientel. Warum musste man hoffen? Wir hatten ja nichts! Jetzt mal ganz unironisch: Vor 20 Jahren erschienen nicht annähernd so viele komplexe Spiele wie heute. Da hat sich seitdem sehr, sehr viel getan.
Mit GOA erreichte Rüdiger Dorn 2004 den dritten Platz beim Deutschen Spielepreis (hinter SANKT PETERSBURG und SAN JUAN). Und nur ein Jahr später war er dann der Gewinner. Mit LOUIS XIV. Zu dem Spiel gibt es übrigens ebenfalls eine kleine Geschichte mit einer Rückmeldung auf einen meiner Artikel, diesmal kritischer Art und von einer Leserin der Stuttgarter Zeitung. Ich kann verraten, da ging mir der A ein bisschen auf Grundeis. Aber natürlich erzähle ich das erst in ungefähr einem Jahr. Bin ja kein A. Wie „Anfänger“.
- Vor 20 Jahren (139): Dino Booom
- Vor 20 Jahren (141): Das Zepter von Zavandor
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